letzte Kommentare / Nur leider versteht... justanothergirl / Erinnert mich an... blue_rose / danke :) kim_88
Geschichtenerzähler


02
Juni
Schwarz
Max ist krank. Das wusste ich. Ich wusste es vom ersten Augenblick als ich ihn sah. Er strahlte etwas bedrohliches und unheimliches aus. Aber genau das hat mich damals so angezogen. Ich - ein gelangweiltes Mädchen, das aus Spaß mit Jungs flirtete, um ihnen im Nachhinein genervt klar zu machen, dass da nichts läuft. Aber max war kein junge mit dem man aus Lust spielte. Er war nicht wie die dummen, aufreißerischen Männer. Er war charmant, überzeugend, attraktiv. Er war ein Psychopath. Bis heute will ich nicht Glauben, dass ich nur eine Spielfigur in einem Zug war. Ich weiß das es falsch ist, aber ich Hänge daran, das er doch etwas für mich empfand.
Ich sah ihn das erste mal auf dem Krampus. War unaufmerksam in ihn reingelaufen. Er schaute mich einen Augenblick so unglaublich wütend an, dass ich unwillkürlich den Kopf einzog - und ich bin schwer einzuschüchtern, glaubt mir. Doch dann lächelte er mich an und seine Augen blitzten. Er entschuldigte sich bei mir, half meine Sachen aufzusammeln und lud mich auf einen Kaffe ein. Es war ein sehr angenehmer Nachmittag. Wir unterhielten uns über zwei stunden und ich fragte ihn schließlich ob er nicht mit auf eine Party kommen möge? Er willigte ein und ich sagte er solle abends zu mit kommen und wir würden dann gemeinsam aufbrechen.
Als ich ihm dann gegen acht die Tür öffnete, spürte ich seinen bewunderten Blick auf mir. Ich trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid und hohe Schuhe, so wie immer wenn ich ausging. Doch zum ersten mal nahm ich die Bewunderung mit Freuden zur Kenntnisse und nicht mit Belustigung, wie üblicherweise wenn mich ein Mann anstarrte.
Wir zogen los, zu einem Club in dem Rebecca, meine Freundin, ihren Geburtstag feierte. Dass ich max mitbrachte war völlig okay, becca hatte massenhaft Freunde, die alle da auftauchten. Als ich sie begrüßte warf sie einen entzückten Blick auf max und sagte: "wenn das mein Geburtstagsgeschenk ist, wärst du die größte!" Ich lachte nur. Die hatte von mir schon etwas bekommen, einen Gutschein für einen wellnesstag in einem ziemlich exklusivem Hotel. Die wandte sich max zu, begrüßte ihn und strahlte als er ihr zum Geburtstag gratulierte. "Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich hier bin?" Fragte er lächelnd. Ich schmunzelte, weil becca fast dahin schmolz. "Ja ja natürlich. Alle sind herzlich Willkommen!" Beeilte sie sich zu sagen. Sie plauderte noch ein bisschen mit ihm, während ich ein paar Freunde begrüßte. Meine Freundinnen warfen alle einen Blick auf max und kicherten. Als ich zu ihm zurück ging überreichte er mir einen Drink. Ich dankte ihm lächelnd und zog ihn zur Lounge, einen Raum in dem leise Musik gespielt wurde und wo sich ein paar meiner Freunde aufhielten. Max kannte ein paar von denen, die auch hier auf die uni gingen. Wir alberten alle eine Weile und die Stimmung war locker. Später, und bisschen mehr Alkohol, steuerten wir auf die Tanzfläche zu.

 
 
22
März
Ich habe bis Mitternacht gearbeitet
Ich habe gearbeitet, als hätte ich kein Leben
Aber heute Abend werde ich es zurücknehmen
Aber heute Abend werde ich was zu Lachen haben
Du hast gedacht, dass du mich zurück halten kannst
Du hast gedacht, du bist der einzige im Mittelpunkt
Der einzige der weiß, wie man eine gute Zeit haben kann
Aber heute Abend werde ich es dir richtig zeigen
Das ist Freitag, das ist mein Tag
Du kannst mir das nicht nehmen
Keine Frustration, nur Hochstimmung, wie es sein soll
Ich habe einen Grund, und ja, ich habe ein Recht
Ich habe einen Grund, und das wird meine Nacht
Werde nicht mehr ein Nichts sein
Werde nicht mehr ein Nichts sein
Diese Woche endet hier
Und das macht mir nicht viel aus
Ich habe mir schon seit einiger Zeit Freiheit gewünscht
Aber heute Abend werde ich es dir richtig zeigen
Das ist Freitag, das ist mein Tag
Du kannst mir das nicht nehmen
Keine Frustration, nur Hochstimmung, wie es sein soll
Ich habe einen Grund, und ja, ich habe ein Recht
Ich habe einen Grund, und das wird meine Nacht
Werde nicht mehr ein Nichts sein
Werde nicht mehr ein Nichts sein


 
 
20
März
Lieber Gott...
"Lisa ist anders als die Anderen... Sie ist so ruhig und ernsthaft. Ich mag das nicht!"
Lisa und ihre Mum waren beim Therapeuten. Wie jeden Mittwoch. Die freundliche Frau mit der Brille nickt Lisas Mutter zu und wendet sich dann zum dem stillen Kind.
"Was wünschst du dir vom Weihnachtsmann, Lisa?" Lisa ist fünf, aber sie weiß dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Sie sieht ihn nie. Eine Weile lang beobachtet sie die Schneeflocken, die vor dem Haus sachte wie Watte zu Boden fallen.
"Eine Familie" flüstert es in ihr. Lisa wird traurig. Ja, dass wäre schön. Aber sie weiß, dass die Erwachsenen das nicht hören wollen.
"Die schöne Puppe mit dem Glitzerkleid!" Sie versucht ihre Stimme freudig klingen zu lassen. Die Therapeutin schaut triumphierend zur Mutter, doch diese schaut Lisa nur argwöhnisch an.
Später im Auto, sieht Lisa den Häusern zu, wie sie mal schnell mal langsam an ihrem Fenster vorbei ziehen. Sie hält den Teddy im Arm, den ihr richtiger Daddy ihr geschenkt hat. Sie hat ihn da zum letzten Mal gesehen. Daddy wollte Geld zurück und Mama hatte dann ein böses Wort gesagt.
"Lisa! Hörst du überhaupt zu?" rief ihre Mutter von vorne. Lisa hatte ganz vergessen dass ihre Mutter wieder eine wütende Tirade schwang.
"Ja Mama!" sagte sie eilig.
"Du bist so undankbar! Nie kann man es dir Recht machen! Ich habe dir erst eine Puppe geschenkt und die hast du am nächsten Tag schon verloren!"
In Wirklichkeit hatte der Freund der Mutter sie aus Wut an die Wand geschleudert. Aber hatte später eben das zu Lisas Mutter gesagt. Lisa schaute auf den blauen Fleck, an ihrem Arm. Mamas Freund hatte gesagt er wäre mit ihr auf dem Spielplatz gewesen und sie wäre hingefallen. Aber eigentlich waren sie in einem Laden weil der Mann etwas zu Trinken gekauft hatte und sie immer rumzerrte.
"Du bist ein ganz böses Mädchen Lisa! frank erzählt mir nämlich alles. Warum hast du dein Spielzeug kaputt gemacht?"
"Hab ich nicht!" schrie sie "Das war er!"
Die Ampel war rot. Die Mutter drehte sich um. Alles ging schnell. Lisa Wange brannte heiß.
"Du bist so ein böses Kind! Ich schick dich ins Kinderbergwerk!"
"Das gibt es nicht. Sie ist so dumm" dachte sie still bei sich.
Jahre später
"Warum nur Lisa? Warum?"
Die Mutter hielt eine leere Glasflasche in der Hand. Sie stand mitten im Zimmer.
"Warum tust du mir das an? Warum machst du mir immer Ärger? Ich habe mich von Matthias trennen müssen und du, DU trägst die Schuld!"
"Warum? Was habe ich denn getan?"
"Halt den Mund! Ich rede!" schrie die Mutter.
"Du bist an allem Schuld! Du machst alles kaputt! Warum tust du mir das immer an?"
Lisa machte den Mund auf, doch ihre Mutter lies sie gar nicht zu Wort kommen.
"Du bist eine Schlampe! Schau doch wie dein Zimmer aussieht. Und du trinkst auch noch? Hast du nicht gesehen was der Alkohol mit Matthias gemacht hat? Einen Penner, Lisa! Du machst mich so wütend! Ich kann dich nicht sehen!"

God Must Hate me

 
 
14
Februar
Schrödingers Katze
Ich bin bereit, wenn du es bist
Er starrte mich unverwandt an. Seine Hand drückte meine. Ich sah, wie seine Brust sich langsam und zitternd hob und sengte. Ich hörte seinen lauten Atem. Ich spürte seinen Herzschlag. Wir saßen auf dem Geländer einer Brücke. Unter uns der reißende Strom des Flusses. Ich schnappte nach Luft, als ich die schwindelerregende Höhe sah und zitterte. Samuel zog mich an sich und gab mir seinen Rest Wärme.
"Wir müssen nur springen. Uns wird nichts passieren." sagte er leise. Ich nickte. Hinter der aufgewühlten Fassade dieses Flusses erwartete uns eine andere Welt.
"Hast du..." begann ich zögernd. Vielleicht war diese Frage zu persönlich, doch er nickte und gab mir damit ein Zeichen. "Hast du Angst?" fragte ich schüchtern. Er fing an wie ein irrer zu grinsen. "Nein, dass ist der Adrenalin Kick der mein Herz rasen lässt."
Natürlich. Warum frag ich auch so blöd?
Mein Bruder macht das nicht zum ersten Mal. Er hat diese Möglichkeit, in Parallelen unserer eigenen Welt zu reisen, schon vor Monaten entdeckt.
"Bringen wir damit nicht das Gleichgewicht durcheinander oder so?" Diese Frage stellte ich zum gefühlten tausendsten Mal.
"Nein, sie sehen uns nicht. Wir sind wie Geister." Erklärte er geduldig.
Aber es fühlt sich so falsch an wisperte es in mir.
"Warum tun wir es dann?" Auch das fragte ich nicht zum ersten Mal. Samuel schaute mich nur an. Ich kannte ja die Antwort. Mein Bruder studierte Physik und dies, dass er hier entdeckt hatte war phänomenal. Er brauchte mich als eine Art Assistentin, die alles notierte und es aus einer anderen Sichtweise betrachtete. Bisher war er immer alleine rüber gegangen, aber jetzt war er sicher, dass es keine Risiken hatte mich mitzunehmen. Mein Bruder liebte mich, denn er hatte mich praktisch aufgezogen. Dieser Teil meines Lebens klingt immer so rührselig, wenn er es seiner aktuellen Freundin erzählte. Allein ich weiß, wie es wirklich abläuft. Unsere Familie ist wohl ein bisschen vom Sensemann verfolgt. Die Eltern unsres Vaters sind früh gestorben und die unserer Mutter kamen bei einem Flugzeugabsturz ums leben. Geschwister hatten meine Eltern nicht. Ich glaube manchmal, sie wussten, das sie es nicht lange machen würden. Als Samuel 15 war und ich 5, geriet unsere Mom in einen Verkehrsunfall... tja den Rest kann man sich ja denken. Meine Vater betrank sich dann jeden Tag und kein Jahr später raste sein Auto gegen einen Baum. Okay, kommen wir zum wesentlichen Teil, unsere Eltern hatten im Testament unsren Paten die Aufgabe mit der Beaufsichtigung übertragen. So genau weiß ich auch nicht wie das geht. Jedenfalls war das Ehepaar verantwortungsbewusst aber auch ziemlich berufstätig. Wenn ich zurück denke, sehe ich immer nur meinen Bruder. aber wie gesagt, er hat das mit der Erziehung auf seine Art gemacht. Wenn wir auf dem Jahrmarkt waren, dann weil sich seine Freunde dort trafen. Wenn wir neue Kleidung für mich kauften, dann weil er mit seiner Freundin im Einkaufcenter verabredet war. Wusste ich in Mathe nicht weiter, nahmen wir zum Schluss den Stoff durch, den er gerade behandelte. Aber es war nie so, dass sich alles nur um meinen Bruder drehte. Waren wir mit seine Freunden unterwegs, saß ich auf seine Schultern. War er mit seiner Freundin zusammen, kamen ich zum Schluss mit Eis bekleckert nach Hause. Mein Bruder und ich waren wie Ying und Yang. Ich machte ihm nie wirklich Mühe und er vernachlässigte mich nie. Wenn wir uns stritten, dann nur so lange bis der eine anfing zu grinsen und wir in schallendes Gelächter ausbrachen. Wir wussten alles, was in dem anderen vorging und wir unterstützen uns gegenseitig. Deswegen saß ich jetzt hier, obwohl mir das ganz und gar nicht gefiel. Aber ich war auch ein bisschen neugierig. Samuel hatte mir so viel erzählt. Da er wie ein Geist durch die fremden Welten pirschte, beobachtete er einzelne Personen. Ein Mädchen, das ausgebrochen war und im Wald lebte. Eine Krankenschwester, die den Verlust eines Menschen nicht ertragen hatte und ihn sich ständig einbildete. Ein Mädchen, dass ihren Vater hasste, aber sich ihm stillschweigend fügte. Einem Paar, dass mit einer Schwangerschaft zurecht kommen musste. Oder die Geschichte mit der Ballerina, die ich so traurig fand. Ein Mädchen, dass in den Erinnerungen anderer Menschen lesen konnte oder die zwei Jungs mit den telekinetischen Fähigkeiten. Samuel war sogar in einem Zeitalter gewesen, das überhaupt nicht mit unserem harmonierte. Dort folgte er einer jungen Frau, die sich mit einem Mann aus der Unterwelt verabredet hatte. Sie schien aus dem 19. Jahrhundert zu sein. Lauter Geschichten, die ich fasziniert in mich gesaugt und aufgeschrieben hatte. Jetzt war ich dabei alles live zu erleben. Ohne Vorwarnung lehnte ich mich vor und zog meinen Bruder mit. Wir stürzten ins Wasser. Aber anstatt Kälte und Nässe zu spüren, fühlte ich nur einen unendlich Fall. Doch er endete abrupt und ich knallte auf den Boden. Aber irgendwie auch nicht. Anscheinend war ich nur wie eine Feder geschwebt.
Ich stand auf. Alles schien normal. Die Menschen liefen wie auch bei uns in normaler Kleidung herum. Ich sah Samuel fragend an. Er bedachte mich mit einem traurigen Blick und schüttelte kurz den Kopf. Ich sollte nichts sagen. Er nahm wieder meine Hand und führte mich durch die Menschen und Gebäude. Ich schauerte.
Als wäre ich Luft
Wir standen vor einem normalen Hochhaus. Samuel streckte sich und wir schwebten hoch. Ungefähr in den dritten Stock. Dann betraten wir eine kleine Wohnung.
"Mom! Lass mich doch einfach mein Leben leben!" schrie eine mir vertraute Stimme. Woher kannte ich sie nur?
"Schatz, ich will doch nur das beste für dich!" Samuel führte mich in die Küche, wo der Streit anscheinend anfing. Ich keuchte auf.
Ich bin es selbst!
Vor mir stand wirklich ... ich.

 
 
07
Februar
Was aus uns geworden ist
"Schau sie dir an" Emily blickte angewidert in den Klassenraum. Sie beobachtete die drei Mädchen, die leise tuschelten und dabei verstohlen Blicke zu zwei Mädchen, die auf der anderen Seite des Raumes saßen und das dasselbe taten. Dann wanderte ihr Blick zu einer Gruppe von Jungs und einem Mädchen. Einer erzählte gerade von seiner "so krassen Sauftour" dabei machte er noch anzügliche Witze und stierte in den großzügigen Ausschnitt des Mädchens. Diese lachte dabei schrill.
"Sie benehmen sich wie Primitive. Das hat nichts mehr mit Spaß zu tun. Es ist eher der Teufelskreis, in dem alle gefangen sind, die jemandem gefallen wollen. Verstehst du? Sie sind dem unterwürfig, den sie bewundern und das folgt in einer Kette. Sie reden von Niveau! Ausgerechnet die, die nicht einmal ein Fünkchen Verstand besitzen! Augen sind die Fenster zur Seele? Dann sehe ich nur eine schwammige, schimmelnde Substanz!" Ihre Stimme wurde immer angeekelter, als müsse sie in dieser Substanz baden. Ich saß stumm in der Ecke und hörte ihr zu. Was, auf dieser verdammten Welt, lohnte sich noch? Manchmal wusste ich nicht einmal mehr, was mich noch hier hielt. Es gab nichts zu verbessern, ohne dass es die Menschheit nicht noch dümmer und fauler werden lassen würde. Man erfand Probleme, um die Menschen zu unterhalten, die sich am gespielten Leid der Anderen labten. Man erzeugte künstlichen Nahrungsmangel, um die Wirtschaftslage zu halten. Die großen Länder wollten "Frieden" auf der Welt schaffen, während ihr eigenes Land die Aufmerksamkeit viel nötiger hatte.
"Der Teufel hat hier nicht viel zu tun. Wir schaufeln uns doch alle selbst das Grab."
Ich bin jung, ich bin klug, aber das ist nicht die Welt in der ich verweilen will.
"Auf Lob und Ruhm bin ich kaum erpicht, sie trocknen mir die Tränen nicht." zitierte Emily leise.


Die fünf Mädchen lästerten jetzt über ein und die selbe Person: Das dunkelhaarige Mädchen, dass allein in der Ecke saß.
"Die ist doch total verrückt."
"Ja, und wie die sich anzieht. Würg!"
"Ich hab mal gehört, wie sie mit sich selbst geredet hat. Die ist bestimmt eine Psychopathin!"
Alle kicherten, aber ich wette, sie wussten nicht einmal annähernd, was ein Psychopath ist oder tut.

 
 
21
Dezember
1867
Tok, tok, tok. Die Schritte hallten durch die Gassen Londons. Die Lady in dem dunkel blauem Samt Cape ging sicheres und schnellen Schrittes. Sie wusste genau wohin. Wusste, wie man sich in dem Viertel zu verhalten hatte. Als sie jemand von hinten an der Schulter packte, warf sie ihn mit einer schnellen Bewegung nach vorne, zog ihr Messer aus dem Stiefel und rammte es in die Brust dieses stinkenden Mannes. So würde er ihr auch später keine Probleme machen. Aber vermutlich war es sowieso nur ein Handlanger von Jack. Jack, dem "Herren der Unterwelt". Sie verzog bei dem Gedanken spöttisch das Gesicht. Nun gut, jetzt wusste er, womit er es hier zu tun hatte. Der Begriff "zimperliche Dame" war nun ausgeschlossen. Sie zog das Messer wieder heraus und wischte es an dem Schmutzigen Hemd des Mannes ab. Dann ging sie weiter. Keine zehn Minuten später stürmten zwei weitere Männer auf die zu. Eine Herausforderung. Wie unschicklich. Theatralisch seufzte sie und wich den beiden geschwind aus. Der eine zückte eine Waffe. Aber bevor er auch nur den Gedanken fasste, wirklich abzudrücken, hatte sie ihrem Angreifer den Hals umgedreht. Der Andere zögerte sichtlich, denn es war noch nicht einmal eine Minute vergangen. "Was ist. Gibst du freiwillig auf?" fragte sie gelangweilt. Der andere Angreifer war sich bewusst, dass er so oder so in Kürze sein Leben verlieren würde, zückte ebenfalls einen Revolver und zielte mehrmals auf das junge Mädchen. Peng, Peng, Peng. "Drei mal daneben. Wie schlecht." sagte sie und kurz darauf ging der dritte Mann am diesen tag zu Boden. Sie stieg über ihn hinweg, nahm eine der Revolver mit. Ein wenig genervt fragte sie sich, ob Jack nun endlich seine Bestätigung hatte. Sie wusste dass seine Leute hier wo überall rum krochen und sie beobachteten. Jede Bewegung wurde dem Herren gemeldet. Aber keiner kam mehr auf sie zu, bis sie vor dem kleinem schwarzen Haus stand. Die Größe spielte keine Rolle. Jack war jede Nacht in einem anderen Haus um seine Geschäfte zu machen. Natürlich wusste keiner, wo er wohnte. Sie klopfte. Die Tür öffnete sich und das Mädchen zeigte keinerlei Regung. Sie war überrascht, was man ihr jedoch nicht anmerkte. Vor ihr stand Jack persönlich, keine Frage. Aber sie hätte ihn für deutlich älter geschätzt. Und dieser Herr, war vielleicht zwanzig.
"Treten sie ein, schöne Frau." mit einem spöttischen Lächeln verbeugte er sich. Seine schwarzen Haare waren halb lang und dazu trug er einen schwarzen Tweed Sakko. Er hatte etwas kindliches, verspieltes an sich. Aber sie wusste, dass er sehr grausam sein konnte. Sie zog die Kapuze vom Kopf und ihre roten Haare schimmerten im Licht.
"Meine Name ist Agnes."



 
 
19
Dezember
Gegenwärtige Zukunft
Irgendwann, in einem anderen Leben

"Eine Kette bindet dich an dessen Besitzer, Sisrali." Raphael legt ihr die Kette um.
"Wie die Menschen ihre Tiere anketten?" Fragt sie, während sie mit einer goldenen Kette dasselbe bei ihm tut. Raphael überlegt kurz. "Nein, so meinte das mein Vater bestimmt nicht. Du hast immer Freiraum. Aber unsere Seelen werden so miteinander verbunden." Seine kühlen blauen Augen blicken ernst. Zu ernst, in dem Kinder Gesicht.
"Ich wünschte, Mama und ich hätten auch so eine Kette gehabt." Sagt sie traurig. Raphael umarmt sie. Nicht wie ein ungeschickter achtjähriger,sondern lang und fest.
"Ich weiß, Sisrali." sagt er nur.

Ich weiß
Agnes wachte auf. "Dieser verdammte Raphael." knurrte sie. Anscheinend versuchte er sie mit alten Kindheitserinnerungen weich zu klopfen. Aber nein! Tausende von Jahren sind seit daher vergangen. Sie hatte sich verändert. Der Krieg war vorbei. Sie war nicht mehr naiv und gutgläubig. Die seraphim hatten klar und deutlich gewonnen, die Chimären mussten kapitulieren. Ihr Mutter war eine Chimäre. Sie starb auf dem Schlachtfeld wie tausend andere. Es war vorbei.
Sie verfolgte jetzt ein anderes Ziel. Nur einmal in ihrer Existenz wollte sie Rache. Sie wusste auch gegen wen. Den obersten Engel persönlich. Der, der sich selbst als Schöpfer bezeichnete. Und was wäre da besser, als sich gleich mit seinen Feinden zu verbünden? Jenen, die sich genauso wie sie nicht seiner Macht beugen wollten. Sie dreht sich auf die Seite und betrachtete das menschliche Profil von Luc. "Ich werde..." Sie verstummte, denn er schlug die Augen auf.

 
 
17
Dezember
Die Verträumtheit der Träume
Agnes stand vor dem Spiegel und bürstete sich die rotbraunen Haare. Weich fielen sie ihr über die Schultern. Ihre Grün braunen Augen glänzten in ihrem schönem Gesicht. Sie nahm ein Band und drehte die Haare zu einem Knoten, den sie mit ein paar Haarnadeln noch festigte. Luc lag auf ihrem Bett und starrte sie fasziniert an. Sie lächelte verhalten. Agnes war es gewohnt angestarrt zu werden. Sie war so schön, dass es ihr selbst auch immer zu erst auffiel wenn sie in den Spiegel schaute. Sie war nicht auf bezaubernde Art schön, sondern eher auf eine Geheimnisvolle, düstere Art.
"Ich existiere schon seit tausenden Jahren. Ich habe mit mehr Frauen geschlafen, also du mit deinen 19 Jahren gesehen hast. Aber du, Agnes, du bist die spitze der Pyramide. Schön. Klug. Gerissen. Und so kaltherzig wie heißblütig." Er grinste.
In der Tat. Agnes war eiskalt. Sie empfand kein Mitleid mit verletzten Kindern und sterbenden. Sie hatte so viele Lebewesen sterben sehen und einige davon hatte sie selbst getötet.
"Ich meine irgendwie, könntest du mit Lilith verwandt sein." Grübelte er. Mit gesengter stimme fügte er: "nur das du wesentlich Intelligenter bist." Hinzu. Agnes schwieg immer noch, aber ein selbstzufriedenes Lächeln lag auf ihren roten Lippen. Sie war mit Lucifer höchst persönlich zusammen. Nicht, dass sie sich diesen Erfolg nicht zugetraut hatte, es war einfach nur unfassbar. Vor allem weil Lucifer sie respektierte und sogar ein bisschen bewunderte. Dieses Privileg hatte bisher nur Lilith genießen dürfen. Aber jetzt hatte Agnes den Platz eingenommen. Oder besser, sie stand sogar über ihr! Langsam geht sie auf Luc zu und küsst ihn. Doch als sie einen Blick in ihrem Rücken spürt dreht sie sich blitzschnell zum Fenster. Sie sieht nur noch einen Schatten. Der Körper hat riesige Flügel. Raphael.
"Ist was?" Fragt Luc.
"Nein, nein. Vermutlich nur ein Vogel."
Luc kennt sie als Mensch. Doch das war nicht immer so. Früher, früher war alles anders. Nicht nur ihr leben, sondern auch ihre Beziehung zu Raphael.

 
 
27
November
Ich versuche sie zu verstehen....
Ich komme in den Klassenraum. Lachend. Kenny hat gerade irgendso einen sinnlosen Kommentar gemacht. Ich verstehe ihn nicht, finde es aber witzig. "Hallo S.!" grüße ich meine Banknachbarin und langzeitige Freundin. Als erstes fällt mir ihr verschlafener Ausdruck auf. "Bist du noch müde?" Sie schaut mich nur mit einem ihrer bedeutungsvollen Blicken an. Als nächstes sehe ich ihre Schuhe. Okay, die würde ich echt nie tragen. "Hast du neue Schuhe?" Sie seufzt genervt und nuschelt: "Jaha!" Wenigstens sagt sie es einfach. Normalerweise kommt so was wie: "Nein, die sind recycelt." ; "Nein, ich habe sie aus den Müll gefischt." oder "Nein, ich bin mit denen auf die Welt gekommen!"
"Du kannst doch einfach Ja sagen!"
"Würde ich ja, J,. Ja. Ja! Aber du fragst mich so was ständig!" Entnervt fuchtelt sie mit den Armen. "Ist der Pulli neu? Sind die Schuhe neu? Ist die Jacke neu? manchmal sogar eine ganz andere Frage: Hast du neue Schuhe! Es ist doch offensichtlich!"
Man, was regt die sich denn schon wieder so auf.
"Kann ja sein, dass du es noch nie an hattest, oder so...."
Daraufhin schaut sie mich wieder nur mit diesem Blick an. Als ob ich Doof wäre! Das nervt!

Pause:
ich laufe mit S. über den Hof als mir Lukas aus der achten entgegen kommt. S. seufzt genervt und geht weiter.
"Haaalloooo Lukaas." sage ich und er erwidert meinen Gruß.
"Hast du zwei Euro für mich?"
"Nein, wieso?"
"Der max hat mir meine Brille geklaut."
"dann lass sie dir doch wieder geben."
"Hmm. Hast du 2 Euro?"
"Nein. Aber hallo, der muss dir deine Brille wiedergeben! Dafür musst ihm doch keine 2 Euro geben."
"Hmm" macht er und geht davon.
S. wartet ein paar Meter weiter gelangweilt.
"Du hast das nicht gerafft das das ein scherz war?" sagte sie mit ihrer typischen ausdruckslosen stimme.
ich zucke nur die schultern. was weiß die schon?
"Ich verstehe so wieso nicht, was du immer mit den kleinen spastis zu tun hast." regt sie sich auf.
"Ich mag die eben!" verteidige ich mich.
"J! Du magst jeden!! Selbst den beklopptesten. Ich glaube, du würdest auch Godzilla sympathisch finden!"
Das klingt witzig, ich muss lachen.
Tja viele verstehen mich einfach nicht. S. hat mir schon oft von den bedeutungsvollen Blicken der anderen erzählt wenn ich mal einen Kommentar los lasse. Sie haben mich sogar schon mit Andreas verglichen. Der lässt ständig sinnlose kommentare ab. Aber egal, ich bin blond, ich darf das!
Manchmal regt sich S. schon ganz verzweifelt über mich auf. "Du sagst das kinderschänder die Todesstrafe verdienen und lächelst dabei als würde man dir den Oscar verleihen! Oder stehst vorne, hälst einen Vortrag über 12 Jährige die ihre Großmutter ermorden und lachst dich schlapp, weil Robin gerade irgendwas blödes zu Felix sagt. Bleibt doch mal ernst!"
Als ich dazu nur: "Ich habe diesen bericht über den Mord sowieso nicht verstanden." sage, schaut sie mich nur entsetzt an und schüttelt den Kopf.
So bin ich eben, kann sie das nicht einfach akzeptieren?
____________________________________________

Ich habe jetzt mal eine Kurzgeschichte aus der sicht meiner Freundin geschrieben. Die Aussagen sind wahr, die hat sie tatsächlich gesagt. Ich will nicht über sie herziehen, ich verstehe sie einfach in einigen Punkten nicht. Darum habe ich mal versucht, aus ihren Augen zuschauen. Ich versteh sie immer noch nicht.
S. bin ich

 
 
11
November
Waldmädchen
Samuel Carlson stöhnte. Er blinzelte und setzte sich schließlich auf. Sei Karter Turteles saß auf der Bettdecke und zeigte ihm durch sein Gähnen ein blitzendes Raubtiergebiss. Nebenbei blies er ihm sein Fischatem ins gesicht. Sam stöhnte erneut. "Ich wünsche dir auch einen guten Morgen." brummte er missmutig. Er kniff die Augen kurz zusammen und riss sie wieder auf. Er meinte, dadurch wären seine Augen nicht mehr so schläfrig. Dann schwang er die Beine über die Bettkante und stand endgültig auf. Er wollte gerade in die Schuluniform schlüpfen als die Tür aufgerissen wurde und sein großer Bruder Sedge im Türrahmen auftauchte. "Hey Samy! Neuer Look? Steht dir ausgezeichnet!" Belustigt musterte er seinen Bruder der dort in Unterhose und Hemd stand. "Haha. Du bist ja so witzig!" sagte Sam entnervt, doch Sedge grinste nur. "Mum hat gesagt wenn du nicht bald aufstehst, dar ich dich auf meine Art aufwecken." Wie zum Beweiß hob er seine Pranke, in der ein triefend nasser Waschlappen lag. "Tja, wie du siehst bin ich wach. Verschwinde!" Sam versuchte seine Bruder abzuwimmeln, denn er hatte jetzt wirklich keine Lust auf eine Rauferei. Doch als er auf ihn zuging, um ihn zur Tür raus zuschieben, landete der eiskalte Lappen mitten in seinem Gesicht. "Sedge!" schrie Sam entsetzt auf. Sein Bruder lehnte an der Wand und lachte sich schlapp. "Sedge!" ahmte er Sams peinliches Kreischen nach. Wütend versuchte Sam ihn aus seinem Zimmer zu schubsen. "Waschen brauchst du dich nicht mehr!" lachte Sedge dann schlug die Tür hinter ihm zu. Noch ein paar mal hörte Sam wie sein Bruder ihn imitierte in dem er übertrieben hoch "Sedge!" quiekte. Sam ging in sein Bad. Haare, Gesicht, Hemd, alles war nass. "Na super." dachte wütend während er sich trocken rieb und Zähne putzte. "Vielleicht sollte ich Mum und Dad erzählen, das Sedge sich abends davon schleicht um eine gewisse Carolyn zu besuchen!" überlegte er grimmig.

So verlief das normale Leben in Tutum. Die auserwählte Bevölkerung war sicher vor der lebensfeindlichen Außenwelt. Seit Jahren hatte man das Kapitol, dass aus einer Meterdicken Bleischicht gebaut war, nicht mehr verlassen. Seit 2012 als die Erde auf einmal rasant in Bewegung geriet. Aber in der einigen wenigen Kapitolen war man sicher. Sicher vor Gefahr.

 
 
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Last update: 2014.07.29, 19:17
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