letzte Kommentare / Nur leider versteht... justanothergirl / Erinnert mich an... blue_rose / danke :) kim_88
Geschichtenerzähler


14
Februar
Schrödingers Katze
Ich bin bereit, wenn du es bist
Er starrte mich unverwandt an. Seine Hand drückte meine. Ich sah, wie seine Brust sich langsam und zitternd hob und sengte. Ich hörte seinen lauten Atem. Ich spürte seinen Herzschlag. Wir saßen auf dem Geländer einer Brücke. Unter uns der reißende Strom des Flusses. Ich schnappte nach Luft, als ich die schwindelerregende Höhe sah und zitterte. Samuel zog mich an sich und gab mir seinen Rest Wärme.
"Wir müssen nur springen. Uns wird nichts passieren." sagte er leise. Ich nickte. Hinter der aufgewühlten Fassade dieses Flusses erwartete uns eine andere Welt.
"Hast du..." begann ich zögernd. Vielleicht war diese Frage zu persönlich, doch er nickte und gab mir damit ein Zeichen. "Hast du Angst?" fragte ich schüchtern. Er fing an wie ein irrer zu grinsen. "Nein, dass ist der Adrenalin Kick der mein Herz rasen lässt."
Natürlich. Warum frag ich auch so blöd?
Mein Bruder macht das nicht zum ersten Mal. Er hat diese Möglichkeit, in Parallelen unserer eigenen Welt zu reisen, schon vor Monaten entdeckt.
"Bringen wir damit nicht das Gleichgewicht durcheinander oder so?" Diese Frage stellte ich zum gefühlten tausendsten Mal.
"Nein, sie sehen uns nicht. Wir sind wie Geister." Erklärte er geduldig.
Aber es fühlt sich so falsch an wisperte es in mir.
"Warum tun wir es dann?" Auch das fragte ich nicht zum ersten Mal. Samuel schaute mich nur an. Ich kannte ja die Antwort. Mein Bruder studierte Physik und dies, dass er hier entdeckt hatte war phänomenal. Er brauchte mich als eine Art Assistentin, die alles notierte und es aus einer anderen Sichtweise betrachtete. Bisher war er immer alleine rüber gegangen, aber jetzt war er sicher, dass es keine Risiken hatte mich mitzunehmen. Mein Bruder liebte mich, denn er hatte mich praktisch aufgezogen. Dieser Teil meines Lebens klingt immer so rührselig, wenn er es seiner aktuellen Freundin erzählte. Allein ich weiß, wie es wirklich abläuft. Unsere Familie ist wohl ein bisschen vom Sensemann verfolgt. Die Eltern unsres Vaters sind früh gestorben und die unserer Mutter kamen bei einem Flugzeugabsturz ums leben. Geschwister hatten meine Eltern nicht. Ich glaube manchmal, sie wussten, das sie es nicht lange machen würden. Als Samuel 15 war und ich 5, geriet unsere Mom in einen Verkehrsunfall... tja den Rest kann man sich ja denken. Meine Vater betrank sich dann jeden Tag und kein Jahr später raste sein Auto gegen einen Baum. Okay, kommen wir zum wesentlichen Teil, unsere Eltern hatten im Testament unsren Paten die Aufgabe mit der Beaufsichtigung übertragen. So genau weiß ich auch nicht wie das geht. Jedenfalls war das Ehepaar verantwortungsbewusst aber auch ziemlich berufstätig. Wenn ich zurück denke, sehe ich immer nur meinen Bruder. aber wie gesagt, er hat das mit der Erziehung auf seine Art gemacht. Wenn wir auf dem Jahrmarkt waren, dann weil sich seine Freunde dort trafen. Wenn wir neue Kleidung für mich kauften, dann weil er mit seiner Freundin im Einkaufcenter verabredet war. Wusste ich in Mathe nicht weiter, nahmen wir zum Schluss den Stoff durch, den er gerade behandelte. Aber es war nie so, dass sich alles nur um meinen Bruder drehte. Waren wir mit seine Freunden unterwegs, saß ich auf seine Schultern. War er mit seiner Freundin zusammen, kamen ich zum Schluss mit Eis bekleckert nach Hause. Mein Bruder und ich waren wie Ying und Yang. Ich machte ihm nie wirklich Mühe und er vernachlässigte mich nie. Wenn wir uns stritten, dann nur so lange bis der eine anfing zu grinsen und wir in schallendes Gelächter ausbrachen. Wir wussten alles, was in dem anderen vorging und wir unterstützen uns gegenseitig. Deswegen saß ich jetzt hier, obwohl mir das ganz und gar nicht gefiel. Aber ich war auch ein bisschen neugierig. Samuel hatte mir so viel erzählt. Da er wie ein Geist durch die fremden Welten pirschte, beobachtete er einzelne Personen. Ein Mädchen, das ausgebrochen war und im Wald lebte. Eine Krankenschwester, die den Verlust eines Menschen nicht ertragen hatte und ihn sich ständig einbildete. Ein Mädchen, dass ihren Vater hasste, aber sich ihm stillschweigend fügte. Einem Paar, dass mit einer Schwangerschaft zurecht kommen musste. Oder die Geschichte mit der Ballerina, die ich so traurig fand. Ein Mädchen, dass in den Erinnerungen anderer Menschen lesen konnte oder die zwei Jungs mit den telekinetischen Fähigkeiten. Samuel war sogar in einem Zeitalter gewesen, das überhaupt nicht mit unserem harmonierte. Dort folgte er einer jungen Frau, die sich mit einem Mann aus der Unterwelt verabredet hatte. Sie schien aus dem 19. Jahrhundert zu sein. Lauter Geschichten, die ich fasziniert in mich gesaugt und aufgeschrieben hatte. Jetzt war ich dabei alles live zu erleben. Ohne Vorwarnung lehnte ich mich vor und zog meinen Bruder mit. Wir stürzten ins Wasser. Aber anstatt Kälte und Nässe zu spüren, fühlte ich nur einen unendlich Fall. Doch er endete abrupt und ich knallte auf den Boden. Aber irgendwie auch nicht. Anscheinend war ich nur wie eine Feder geschwebt.
Ich stand auf. Alles schien normal. Die Menschen liefen wie auch bei uns in normaler Kleidung herum. Ich sah Samuel fragend an. Er bedachte mich mit einem traurigen Blick und schüttelte kurz den Kopf. Ich sollte nichts sagen. Er nahm wieder meine Hand und führte mich durch die Menschen und Gebäude. Ich schauerte.
Als wäre ich Luft
Wir standen vor einem normalen Hochhaus. Samuel streckte sich und wir schwebten hoch. Ungefähr in den dritten Stock. Dann betraten wir eine kleine Wohnung.
"Mom! Lass mich doch einfach mein Leben leben!" schrie eine mir vertraute Stimme. Woher kannte ich sie nur?
"Schatz, ich will doch nur das beste für dich!" Samuel führte mich in die Küche, wo der Streit anscheinend anfing. Ich keuchte auf.
Ich bin es selbst!
Vor mir stand wirklich ... ich.

 
 
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