letzte Kommentare / Nur leider versteht... justanothergirl / Erinnert mich an... blue_rose / danke :) kim_88 | |
Geschichtenerzähler |
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09
August
Fühlst du dich jetzt schöner, Gina?
Gina ist mit ihrer Freundin unterwegs. Sie bummeln durch die Stadt, gehen in Geschäfte und tuscheln über Jungs. Beide sind fünfzehn Jahre alt. Wenn sie durch die Menschenmengen gehen, schauen ihnen hier und dort ein paar Menschen hinterher. Manchmal sind es neidvolle Blicke, aber oft bewundernde. Doch sie gelten nicht beiden. Sie gelten Gina.
Gina ist schlank, ihre blonden Haare sind lang und sie hat große braune Augen. Als die beiden Mädchen sich ein Eis kaufen wollen, sträubt sich Gina ein wenig, doch sie gibt schnell nach als sie ihre Lieblingssorte entdeckt. Keiner bemerkt ihren leicht gequälten Gesichtsausdruck, als sie weiter im Einkaufscenter schlendern. Ein hübscher Junge geht an ihnen vorbei und lächelt Gina an. Doch sie bemerkt es erst, als ihre Freundin sie darauf hinweist. "Ach nein, er hat bestimmt nicht mich gemeint." Meint sie, ein bisschen traurig. Ihre Freundin verdreht die Augen, sie denkt, das Gina sich nur ein bisschen aufspielt. Als sie wieder zu Hause ist, zieht sie eilig die Schuhe aus ruft ihrer Mutter ein: "Bin wieder da!" zu und rennt die Treppe herauf. Sie hat schönes Zimmer. Ein großes Zimmer. Sogar ein eigenes kleines Bad hat sie. Gina läuft ins Bad und übergibt sich. Freiwillig. Eine Träne läuft ihr dabei übers Gesicht. Sie steht auf und geht zum großen Spiegel, der neben ihrem Bett steht. Sie betrachtet sich von allen Seiten. "Wenn ich nicht abnehme, wird sich nie ein Junge für mich interessieren." seufzt sie.
Verlauf
Mila Leden ging durch den Flur ihrer kleinen Wohnung. Im Wohnzimmer, das zu gleich auch als Arbeitszimmer diente, stieß sie auf ein Foto. Darauf sah man einem attraktiven, blonden Mann, in dessen Armen die glücklich lächelnde Mila lag. Sofort traten kleine runde Tränen aus den Augen der jungen Frau. Dieser blonde Mann war nämlich Patrick. Patrick, der sie letzte Woche verlassen hat.
Er erzählte ihr letzte Woche, dass er ein sehr gutes Angebot, von einer erfolgreichen Kanzlei bekommen hatte. Einer Kanzlei, die fünfhundert Kilometer von ihrem zu Hause entfernt war. Er fragte sie, ob sie mitkomme, obwohl beide schon die Antwort wussten. Mila konnte nicht. Sie hatte eine hilfsbedürftige Mutter hier, um die sich kümmern wollte. Oder musste. Sie fühlte sich nun mal für sie verantwortlich, weshalb sie Hamburg nicht verlassen wollte. So blieb sie hier während Patrick nach Frankfurt zog. Schnell legt sie das Bild verkehrt herum zurück. Sie will jetzt nicht daran denken. Sie hat zu tun. Eilig nimmt sie einen Briefumschlag und steckt hundert fünfzig Euro hinein. Mila leiht ihrer kleinen, aber schon fünfundzwanzig Jahre alten Schwester Geld. Mal wieder. Die letzten versprochenen Beträge, die ihr Laura zurück zahlen wollte sind nicht da. Mila klebt den Brief zu und nimmt eine Briefmarke die sie auf den Umschlag drückt. Sie hat weder Zeit noch Lust bei ihrer Schwester vorbei zufahren. Sie verlässt also die Wohnung um ihn in den nächsten Briefkasten zu werfen. doch als sie dort ankommt sind ihre Bedenken zu groß, dass der Brief abhanden kommen könnte und kehrt wieder um. Sie läuft erneut durch den Flur um ihre Tasche zu holen und verlässt ein zweites mal die Wohnung. Ihr kleines Auto, ein Golf 3 vr6, ist heiß und stickig und sie muss daran denken, wie sie vor drei Wochen angefangen hatte, mit Patrick, nach einem neuen Auto zu suchen. Nachdem er gegangen war, hatte sie sich keine mühe mehr gemacht. Sie denkt nur an ihn. Seine Stimme. Sein Lachen. Rechtzeitig hört sie auf mit träumen und bremst scharf an der roten Ampel. Das Auto aus der Seitenstraße hupt wütend, während es vorbei fährt. Mila wäre beinahe über die Kreuzung gefahren ohne auf den Verkehr zu achten. Sie ermahnt sich aufmerksam zu sein und fährt weiter. An der Wohnung ihrer Schwester, trifft sie deren Mitbewohnerin und sie unterhalten sich eine Weile. Mila erfährt das Laura einen neuen Freund hätte und kaum noch zu sehen wäre. Wer diese junge Mann wäre, wusste die Mitbewohnerin nicht. Mila ärgert sich. wenn ihre Schwester sich von ihr Geld leiht, dann meistens nur für ihr Vergnügen. Aber trotzdem kann Mila ihre Bitten nicht abschlagen. Immerhin ist es ihre kleine Schwester. Als Nächstes will sie ins Einkaufszentrum. Sie will ihr Kostüm aus der Reinigung holen und außerdem einen Strauß Blumen für ihre Mutter, die sie anschließend besuchen will. Sie parkt auf dem Parkplatz, schnappt sich ihre Handtasche und geht zur Straße, die sie noch überqueren muss. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht sie ihre Schwester, die gerade einem jungen Mann einen Kuss gibt. Das Paar hat sie nicht bemerkt. Mila kann ihn nicht ganz erkennen, aber vermutlich der Neue von Laura. Seine blonden Haare glänzen in der Sonne und als sie die Straße überquert dreht er sich zu ihr und Mila lässt prompt die Tasche fallen. Es ist Patrick. Patrick der letzte Woche nach Frankfurt ziehen wollte. Und jetzt ist er hier. Mit Milas kleiner Schwester. Und plötzlich fallen ihr kleine Dinge auf, die sie nicht bemerkt hatte. Noch letzte Woche hatte sie ein Telefongespräch von Patrick mitbekommen, als er mit Herrn Claußner über einen aktuellen Fall sprach. Herr Claußner ist Patricks Chef. Hier. Hier in Hamburg. Sie denkt an den letzten Monat, in dem er immer öfters weit nach Mitternacht nach Hause kam, wegen der angeblichen Fälle, die er durchgehen musste. Die Familientreffen, bei denen er sooft mit Laura gescherzt hatte. Laura, die sich öfters nach Patricks Befinden erkundet hatte. Oh wie blind sie doch gewesen war! Vorlauter Entsetzten, hat sie nicht gemerkt, dass sie mitten auf der Straße stehen geblieben war. Als der große Geländewagen sie erfasst, sind ihre Augen noch immer fassungslos auf die Beiden gerichtet.
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